Ich weiß, wem ich geglaubt habe
von Chip Brogden
Die Heilige Schrift ermahnt uns, „in der Gnade und in der Kenntnis unseres Herrn Jesus Christus zu wachsen“. Unser geistliches Wachstum kann generell in drei Stadien der Entwicklung unterteilt werden. Bitte verwende diesen Lehrartikel nicht, um herauszufinden, wo andere stehen, sondern benutze ihn, um dich selbst zu begutachten und zu sehen, ob du tatsächlich in der Kenntnis Christi wächst und reifst.
Ich werde die Begriffe „unreif“ und „kindlich“ verwenden, aber nicht mit der Absicht, die Jugend mit Herablassung zu behandeln. Ich stelle lediglich Reife der Unreife gegenüber und vergleiche das Erwachsensein mit dem Kindsein. Meine Kinder sind unreif, doch ich kann auch nichts anderes als Unreife von ihnen erwarten, solange sie Kinder sind. Ich investiere mich aber liebevoll in ihr langfristiges Wachstum. In gleicher Weise dürfen wir die geistlich Unreifen oder im Glauben Schwachen nicht verachten. Stattdessen sagt uns das Wort, diese anzunehmen und über sie zu wachen. Jene von euch, die schon ein Stück weiter sind, sollten niemals vergessen, wie viele Jahre Gott daran arbeiten musste, euch auf die Ebene der Erfahrung zu bringen, die ihr heute für selbstverständlich erachtet.
Mit diesen einleitenden Worten lasst uns über das Anfangsstadium des Christenlebens sprechen.
Das Kind sagt: „Ich weiß, WAS ich glaube.“
Am Anfang unseres Christenlebens beschäftigen wir uns vornehmlich mit dem, WAS wir glauben. Wir sind weitestgehend abhängig von anderen Christen, dem Pastor, oder der Gemeinde, die uns alle sagen, was wir glauben sollen. Unsere Glaubenssysteme werden auf dem gegründet, was wir hören, sehen oder was uns gelehrt wird während dieser formenden Jahre geistlicher Entwicklung. Da wir in den Wegen des Herrn nicht erfahren sind, ist es selbstverständlich, dass wir unsere Aufmerksamkeit den Christen schenken, die den Herrn schon länger kennen, um so die grundlegende Doktrin unseres Glaubens zu erlernen. Wer oder was auch immer uns als geistliches Kind beeinflusst, wird uns für gewöhnlich zu dem prägen und formen, was wir zwanzig, dreißig oder fünfzig Jahre später sein werden.
Die Teilnahme an Sonntagsschulklassen, Bibelstudien, Gottesdiensten, Klausuren, Konferenzen und Seminaren, werden als ein wünschenswerter und notwendiger Schritt gesehen, um ein starker und fester Christ werden zu können. Sich einen Katechismus, ein Glaubensbekenntnis oder eine Lehrmeinung einzuprägen, ist oftmals Voraussetzung für eine Gemeindezugehörigkeit. Wenn ein bestimmtes Glaubenssystem erst einmal klar umrissen und untermauert ist, wird der junge Christ sich in der Regel mit einer gesellschaftlichen Kennung identifizieren, wie z. B. Fundamentalist, Evangelikaler, Charismatiker oder Konservativer. Solche Kennungen sind für die geistlich Unreifen wichtig, weil es ihnen gestattet, eine komplette Ideologie in einem prägnanten Titel zusammenzufassen, was wiederum umgehende Bestätigung und Kameradschaft mit Gleichgesinnten ermöglicht. Baptisten glauben bestimmte Dinge, ebenso Methodisten, Presbyterianer, Lutheraner, die Katholiken, die Pfingstler, und sogar die sogenannten Überkonfessionellen oder Unabhängigen. Dich als den einen oder anderen zu erkennen zu geben, bringt dich unmittelbar in die gute Gesellschaft, Gemeinschaft und Beziehung mit anderen, deren eigenes Glaubenssystem deinem am meisten gleicht.
Neue Christen (oder auch alte Christen, die kindlich bleiben) sind hochgradig daran interessiert, WAS sie glauben und bemühen sich, alle Punkte und Striche auf den I’s und T’s ihrer persönlichen Theologie richtig zu setzen. Im Verlauf dieser Bemühungen verlaufen sie sich für gewöhnlich vom Hundertsten ins Tausendste und machen aus jeder Mücke einen Elefanten. Diskussionen über Lehrmeinungen und religiöses Hin und Her sind zu einem großen Teil die Brutstätte für unnützes Reden, Streitereien, verletzte Gefühle, Bissigkeiten und Situationen, in denen jemand verbal niedergemacht wird.
Sobald sie sich erst einmal dahingehend festgelegt haben, WAS sie glauben, ist es fast unmöglich, sie von etwas anderem zu überzeugen, und jeder wahrgenommenen Bedrohung ihres Glaubenssystems begegnen sie mit Feindseligkeit, Verärgerung, Verwirrung und sogar Depression. Ich hörte mal einer Bibelstudie zu, die sich mit einem bestimmten Thema beschäftigte. Ein Außenstehender stellte die Frage: „WARUM glauben Sie das?“ Die ungehaltene Antwort lautete: „Weil die Bibel es so sagt.“ Dabei wurden ein Kapitel und ein Vers als Referenz genannt. „Doch wie wissen Sie, dass die Bibel wahr ist?“ – „Weil die Bibel Gottes Wort ist.“ – „Und wie wissen Sie, dass die Bibel Gottes Wort ist?“ – „Weil die Bibel es sagt.“ – Und so weiter.
Christen können in diesem Stadium ihres Wachstums keine Antwort geben, außer der, dass du einfach glauben musst (obwohl Gott nie von uns verlangt hat, etwas zu glauben, ohne uns reichlich, wenngleich auch unsichtbare, Beweise zu liefern – doch das ist ein Thema für sich). Die Leiterin dieser Bibelstudie konnte auf die Frage antworten, WAS sie glaubte, doch sie konnte nichts auf die Frage erwidern, WARUM sie glaubte, weil ihr persönliches Glaubenssystem keine freie und offene Diskussion über die Inspiration der Schriftstelle zuließ, die sie soeben erst zitiert hatte. Gott sagte es (oder der Pastor hat gesagt, dass Gott gesagt hat), ich glaube es, und das war’s. Ende der Unterhaltung.
Kindern wird oft gesagt, etwas soundso zu tun, und wenn sie dann ausnahmslos fragen, warum, lautet die Antwort in der Regel: „Weil ich das so sage.“ Solch eine Antwort reicht aus, solange sie auf DIESER Entwicklungsstufe stehen, doch wenn ein Kind zu einem Teenager wird, ist ein einfaches „Weil ich es gesagt habe“ kränkend. Für einen Erwachsenen ist es schlichtweg beleidigend. Warum ist das so? Weil es keinen Einlass, keine Erwiderung, und keine Fragen zulässt. Was geht dabei verloren? Die Erfahrung des LERNENS und des Erwachsenwerdens.
Ist die Bibel das inspirierte Wort Gottes? Selbstverständlich ist sie das. Doch nicht, weil sie es sagt, auch nicht, weil der Pastor oder die Gemeinde es so sagt, und auch nicht, weil ich es sage. Weißt du, WARUM sie das inspirierte Wort Gottes ist? Hast du dir diese Frage jemals gestellt? „Weil es die Bibel so sagt“, ist für einen neuen Christen ausreichend, doch du musst dich über Elementares hinaus bewegen, wenn du hoffst, jemals die volle Kenntnis Christi zu erleben oder andere dorthin zu führen.
Der junge Erwachsene sagt: „Ich weiß, WARUM ich glaube.“
Derjenige, der weiß, WAS er glaubt, fühlt sich immer bedroht von dem, der weiß, WARUM. Unglücklicherweise kommen manche nie an den Punkt, an dem sie jemals nach dem Warum fragen würden. Sie sehen keinen Bedarf für ein Warum, und darin liegt der Grund für ihr anhaltendes Kindheitsstadium, für ihr unablässiges fleischliches Kämpfen und unnötiges Geplapper. Nach dem Warum zu fragen, ist gleichbedeutend mit der einen Sünde, die zu begehen nicht vergeben wird! Die Gemeinde in Frage zu stellen, ihre Leiter oder ihre Lehren, heißt, deine Seele für die Ewigkeit zu gefährden! Menschen, die Glauben haben, dürfen nicht nach dem Warum fragen. Menschen, die in richtiger Weise einer Autorität untergeordnet sind, steht es nicht zu, nach dem Warum zu fragen. Falls du nicht weißt, warum, sagen sie dir: Konzentriere dich auf das Was, und mach dir keine Gedanken über das Warum.
Lass es mich so einfach wie möglich sagen: Die Frage nach dem WARUM zu unterbinden bedeutet, dein geistliches Wachstum und das geistliche Wachstum anderer zu verkrüppeln. Ein unreifer Christ ist einer, der sich selbst oder anderen nicht erlaubt, irgendetwas, das in sein Glaubenssystem eingebunden ist, in Frage zu stellen.
Ja, es ist wahr, dass viele, die in einer Gemeinde aufwachsen und anfangen, nach dem WARUM zu fragen, plötzlich abtrünnig zu werden scheinen, oder am Ende sogar komplett die Gemeinde verlassen. Dieses gesunde Fragenstellen, Suchen und Forschen nach Wahrheit nannte Jesus „hungern und dürsten nach Gerechtigkeit“. Das Versprechen ist, „sie sollen gefüllt werden“. Dies sind die Gesegneten, nicht die Abtrünnigen. Jesus leitet sie lediglich woanders hin, weil er sie dort, wo sie sind, nicht füllen kann. Die Suche nach der Wahrheit, und die allmähliche Erfüllung mit ihr, findet fast nie dort statt, WO DU BIST, sondern dort, WOHIN GOTT DICH BRINGEN WILL. Wenn du nach dem, was richtig und wahr ist, hungerst und dürstest, dann wirst du auch gefüllt werden. Es wird nicht gesagt, wo oder wie, nur DASS es so ist. Ich kann keine Vermutung darüber anstellen, wohin oder wie ER dich führen mag, nur, dass ER es tun wird.
Sieh mal, zu wissen, WAS du glaubst, gibt dir eine gewisse Aura der Zufriedenheit und Sicherheit, ähnlich wie früher dein genährt werden an der Mutterbrust. Es ist ein wichtiger erster Schritt im Leben eines Christen, aber mehr als ein erster Schritt ist es nicht, ein Mittel zum Zweck, aber nicht der Zweck selbst. Das bedeutet nicht, dass du nicht wissen musst, WAS du glaubst. Vielmehr soll damit gesagt sein, dass der wahre Fortschritt dann beginnt, wenn du anfängst, eine Ahnung davon zu bekommen, WARUM du es glaubst. Dies ist das mittlere Stadium des geistlichen Wachstums. Wie zu wissen, was, ist auch zu wissen, warum, ein wichtiger Schritt. Aber auch dieser Schritt ist noch nicht das Ziel. Es ist lediglich der Schritt ins Erwachsenenleben, der Übergang von der Kindheit zur Reife. Es ist die buchstäbliche Erweiterung des eigenen Fassungsvermögens der Wahrheit, und natürlich Christus, der die Wahrheit ist. Es ist das geistliche Gegenstück zur Pubertät, eine Zeit großer Veränderungen, schnellen Wachstums und kolossalen Aufruhrs, sowohl emotional als auch geistlich.
Etwas Aufregendes fängt an zu geschehen im geistlichen Leben eines Christen, der sich danach sehnt, zu wachsen und zu reifen. Es ist zu hoffen, dass er, nach einem gewissen Fortschritt in geistlichen Dingen, und nachdem der neue Christ die eine oder andere Niederlage oder Enttäuschung erlebt hat, fragt: „Steckt noch mehr im christlichen Leben als das, was ich erlebe?“ Welch eine gesegnete Frage! Wie lange und hart Gott doch gearbeitet hat, um den Christen an diesen Punkt zu bringen! Und die Antwort, die uns Gott so sehr zu geben wünscht, lautet: „Ja! Es steckt noch viel mehr in diesem Leben! Du hast gerade erst die Oberfläche angekratzt!“ Die Frage kommt oft mitten in einem Gottesdienst auf, wenn alle anderen damit beschäftigt scheinen, Gott zu loben und zu preisen, und aussehen, als hätten sie eine gute Zeit dabei. Wir versuchen, mit einzustimmen, doch die Frage hört nicht auf, uns zu beschäftigen, Woche für Woche, bis wir beschließen, etwas zu unternehmen.
Doch was geschieht für gewöhnlich? Die Gemeinde wird diesen Kindlein zumeist versichern, dass alles gut ist, solange sie ihre Gefühle ignorieren, weiterhin den Gottesdienst besuchen, ihre Bibeln lesen, ihre Gebete sprechen usw. Nichtsdestotrotz, der Eine, der die Frage stellt, wird nicht weggehen, und tatsächlich ist es das Drängen des Heiligen Geistes höchstpersönlich, der das heilige Verlangen entzündet und anfacht, ins Tiefe eintauchen zu wollen, in die tiefsten Tiefen Christi. WAS sie glauben, ist nicht länger ausreichend, und sie wollen wissen, WARUM. Anstatt diese Fragen zu unterbinden, sollten wir sie begrüßen und annehmen. Wir sollten sogar die Initiative ergreifen und damit anfangen, sie von anderen zu erfragen.
Was nach dieser Phase der Seelenerforschung, des Fragens, Suchens und Anklopfens entsteht, ist eine Reihe von Werten und Überzeugungen, die der feurige Ofen der Erfahrungen des realen Lebens geläutert hat, und die nicht aus einem Geschichtenbuch der Sonntagsschulklasse gelehrt oder gelernt wurden. Darin liegt der Unterschied, ob wir „Groß ist deine Treue“ singen, weil wir den Liedtext kennen, oder weil wir die große Treue Jesu Christi selbst erfahren haben. Wir wissen, WAS wir singen, doch noch viel wichtiger – wir wissen, WARUM wir singen. Und, WARUM wir die Gemeinschaft anderer Glaubender suchen. Und auch, WARUM die Bibel das inspirierte Wort Gottes ist. Und so weiter.
Doch das Wichtigste ist, Christen werden in diesem Stadium ihres Wachstums von den begrenzenden Überzeugungen befreit, die andere Menschen ihnen auferlegt haben, mögen es auch gute Menschen gewesen sein. Jüngere Kinder sind voller Argumente, Meinungen, Verteidigungen und Entweder/Oder-Ansichten. Für sie gilt, je weniger sie meinen zu wissen, desto bekümmerter werden sie. Wirf eine Frage auf, die nicht in ihrem (buchstäblichen oder bildlichen) Katechismus enthalten ist, und sie werden sich aufmachen und die Antwort nachschlagen, damit sie dich das nächste Mal, wenn sie dich treffen, mit der Lösung beeindrucken können. Sie haben noch nicht gelernt, dass es immer jemanden auf dieser Erde geben wird, der schlauer ist und mit einem brillanteren Argument aufwarten kann, mag es falsch oder richtig sein. Es scheint als wäre ihr einziges Ziel, die ganze Welt mit dem, WAS sie glauben, in Erstaunen zu versetzen.
Anders der Christ, der eine gewisse Reife besitzt. Christen in diesem Stadium erkennen, dass sie bei Weitem nicht so viel wissen, wie sie dachten, aber sie wissen, was wirklich zählt. Sie machen nicht länger eine Mücke aus einem Elefanten. Sie haben nicht mehr so viele Antworten, aber sie haben auch nicht mehr so viele Fragen. Ihr geistliches Leben folgt einem stabilen, gleichmäßigen Kurs.
Der reife Erwachsene sagt: „Ich weiß, WEM ich glaube.“
Es gibt jedoch einen gewissen negativen Aspekt an diesem Zwischenstadium im Wachstumsprozess, und das ist die Gefahr, sich auf das eigene Verständnis zu verlassen. Nun, da wir wissen, WARUM wir glauben, denken wir, wir seien bereits so weit, dass wir beginnen könnten, Jüngere zu lehren. Menschen werden bei uns nach Antworten suchen. Und wir neigen dazu, ihnen alles zu sagen, was wir wissen, sogar mehr als wir wissen. Wir sind in Gefahr, einem intellektuellen Glauben zum Opfer zu fallen, anstatt im Geist zu gehen. Im Natürlichen gesprochen, Gymnasiasten oder Studenten haben eine Menge Wissen. Tatsächlich halten sie sich selbst für schlauer und besser aufgeklärt als alle, die über dreißig sind. Haben sie schließlich selbst die Dreißig erreicht, wird ihnen klar werden, wie wenig sie tatsächlich über das Leben wussten. Akademisches Lernen ist kein Ersatz für Erfahrung, und Erfahrung kostet Zeit. In geistlichen Dingen werden wir immer im Wachstum stehen. Selbst die geistlich Reifen werden fortfahren, zu wachsen und zu lernen.
Wir müssen den Prozess der Reifung bis zu seiner Vollendung erkennen. Um es bildlich zu machen, stellen wir uns vor, dass wir hier auf der Erde den Wunsch haben, den Mond zu erreichen. Das ist ein definiertes Ziel, das wir sehen können. Wir können die Entfernung berechnen und Pläne entwerfen, wie wir zum Mond kommen. Für uns hier auf der Erde ist es das Äußerste der Weltraumerforschung. Stellen wir uns weiter vor, eines Tages erreichten wir dann den Mond. Und während wir uns gerade erst an den enormen Triumph gewöhnen, geht unser Blick noch ein Stück weiter und wir sehen die riesigen Weiten des Weltraums mit seinen zahllosen Sternen, Planeten und Galaxien, die sich vor uns mehr als 15 Milliarden Lichtjahre weit ausdehnen. Und die Grenzen dehnen sich schneller aus, als wir je hoffen könnten, mitzuhalten. Wir werden niemals bis ans Ende dieser Weite gelangen.
Plötzlich wird uns klar, dass das, was wir erreicht haben, nicht mehr als ein Tropfen im Ozean ist. In dem großartigen Entwurf des Universums ist er so klein, dass er einfach verschwindet. Natürlich hattest du keine Vorstellung davon, wie ausgedehnt dieses Universum ist, während du noch in der Atmosphäre der Erde warst. Doch nachdem du nur ein klein wenig darüber hinaus gereist bist, siehst du, wie groß es tatsächlich ist.
So ist es, um es auf den Punkt zu bringen, wenn wir uns in den Tiefen Christi verlieren. Der Rand des Universums ist außerhalb unserer Reichweite, und doch ist es in seinen Ausmaßen endlich. Dieses riesige Universum ist in Christus zusammengefasst. Der Schöpfer ist größer als seine Schöpfung. Also folgt daraus, je mehr wir von Ihm erkennen, desto deutlicher wird uns, wie wenig wir wissen. Alles Lernen und jede geistliche Erfahrung aller Heiligen seit Grundlegung dieser Erde hinterlässt kaum eine Kerbe in der Fülle Christi.
Hiob war sprachlos nach seiner Begegnung mit Gott. Er trat mit seinem Schöpfer in einen Dialog und dachte, er wüsste, wovon er redete. Völlig über den Haufen geworfen und auf ein Nichts reduziert, bedauerte Hiob, dass er über Dinge gesprochen hatte, von denen er nichts wusste. Sein Bild von Gott wurde völlig erschüttert. Zuvor hatte er von Gott gehört, doch nun, da er Gott gesehen hatte, erkannte er, dass er nichts wusste. Die Ironie ist, dass seine zugegebene Ignoranz mehr Größe und Noblesse hatte als die Weisheit seiner Berater, die behaupteten, Gott zu kennen, ihn jedoch noch nie zuvor gesehen hatten.
Dies ist der Unterschied zwischen Offenbarung und Kopfwissen, zwischen selbst sehen und lediglich darüber hören. Der Mensch, der sagt: „Ich weiß nicht“, fängt endlich an, zu wissen. Wenn er dann sehend wird, kann er sagen: „Ich weiß, wem ich geglaubt habe“ und damit absolut richtig liegen, obwohl er nichts in und aus sich selbst weiß. Es ist ein Fall von nichts sein Eigen nennen und doch alles besitzen. Der Christ ist arm im Geiste, doch mit jeglichem geistlichen Segen gesegnet.
Christentum ist ein geistlicher Widerspruch und darauf angelegt, des Menschen Weisheit durcheinanderzubringen und ihn auf Christus zu reduzieren. Wäre es nur eine Lehre oder Philosophie, wäre sie einfach zu befolgen. Doch Christentum ist keine Lehre und keine Philosophie, sie ist eine Person. Nimm die Person weg und es gibt kein Christentum. Es dreht sich alles darum, dein Leben aufzugeben, um das Leben eines Anderen zu empfangen.
Je mehr ich schreibe, desto mehr erkenne ich, dass ich nichts weiß. Eine Million Worte können IHN nicht vermitteln. Alles, was von mir kommt, ist wie schmutzige Lumpen; wer bin ich! Wer bin ich wirklich? Was weiß ich? Nichts, nicht eine Sache. Oh, ich habe ein kleines Bruchstück gesehen, und ich kann kaum DAS ausdrücken, viel weniger irgendetwas darüber hinaus. Ich bin ein Mensch mit unreinen Lippen, in einer Generation von Menschen mit unreinen Lippen. Und wie Hiob, gibt es für mich nicht viel mehr zu tun, als in der Asche zu sitzen und mich selbst zu verabscheuen. Es gab Zeiten, in denen ich meinen Stift niedergelegt oder meine Computer ausgeschaltet habe und sagte, dass ich nie wieder schreiben würde. Ich musste erkennen, dass ich alles, von dem ich dachte, ich wüsste es, nicht wusste. Und für das, was ich wusste, fand ich keine Worte, um es zu beschreiben.
Wir kennen diesen Jesus nicht, von dem wir denken, dass wir ihn kennen. Er ist gänzlich anders, absoluter, aufs Äußerste prächtiger GOTT. Nur Gott kann schweigen, während wir Gotteslästerungen und Ketzereien in Seinem Namen äußern. Er erlaubt der Menschheit, ihn zu verzerren und zu verdrehen und andere Menschen in die Verzweiflung zu treiben, nur damit Er einschreiten und sich so, wie er wirklich ist, offenbaren kann. Und er ist niemals, nie und nimmer, was du dachtest. Nichts ist so, wie es dir gesagt wurde. Und dann, wenn du ihm begegnet bist, kannst du ihn nicht beschreiben; du kannst nur sagen, dass er nicht im Entferntesten so ist, wie man dir gesagt hat. Jenseits jeglicher Beschreibung.
Wenn wir erkennen, dass wir nicht wissen, dann wird Christus unsere Weisheit, damit wir wissen KÖNNEN. Wenn wir Kinder sind, neigen wir dazu zu sagen, ich weiß, WAS ich glaube. Wenn wir über das Säuglingsstadium hinauswachsen und beginnen, mit den tieferen Fragen und Angelegenheiten des christlichen Glaubens zu ringen, werden wir lernen zu sagen, ich weiß, WARUM ich glaube. Die ultimative Erfahrung jedoch ist, an einen Punkt gebracht zu werden, an dem wir mit Zuversicht sagen können, ich weiß, WEM ich glaube.
Zu wissen, WAS, ist ein Anfang. Zu wissen, WARUM, ist Fortschritt. Zu wissen, WER, ist Reife.
Es gibt eine Zeit in unserem Leben, in der wir den Vorhang durchdringen, und von da an WISSEN wir, wem wir geglaubt haben. Es ist nicht länger eine Frage von Überzeugungen, Vernunft, Argumenten oder Ansichten. Wir wissen einfach.
Moment mal, wird jemand sagen. Erst sagst du, wir können ihn nicht kennen, dann sagst du, dass wir ihn kennen können. Was nun? Alles, was ich sagen kann, ist, es ist beides.
Das Kind ist völlig mit dem WAS beschäftigt, der junge Erwachsene wird vom WARUM verzehrt, und der reife Glaubende ist völlig vom WER vereinnahmt.
Ein Bruder wollte wissen, was Heiligkeit ist. Also trug er über 200 Schriftstellen zu diesem Thema zusammen, brachte sie in die richtige Reihenfolge und lernte sie auswendig. Trotzdem wusste er noch immer nicht, was Heiligkeit ist. Er fühlte sich innerlich leer. Schließlich traf er eine ältere Schwester, die heilig war. Endlich sah er Heiligkeit, und diese warf ihn zu Boden. Dann wusste er, weil er sah. Was er sah, war kein Konzept oder eine Lehre, sondern Heiligkeit, die durch diese ältere Geheiligte lebt. Es war keine Fertigkeit oder eine Verhaltensweise, sondern eine Person, deren Heiligkeit durch ein hingegebenes Gefäß zum Ausdruck kam.
Ein anderer Bruder war in einer ähnlichen Situation. Er war sehr entschieden in dem, was er glaubte, bevor er von jemandem mit gleichwertigen oder gewichtigeren Argumenten konfrontiert werden sollte. Dies geschah eines Tages, jemand wies auf einige vermeintliche „Irrtümer“ in der Bibel hin. Das beunruhigte diesen Bruder sehr. Er suchte dieselbe ältere Dame auf, informierte sie über diese angeblichen Fehler und wollte ihre Meinung hören. Sie sagte einfach, dass die Erkenntnis Gottes nicht von der Beantwortung dieser Fragen abhinge. Er dachte, vielleicht nicht für dich, aber für mich ist es wichtig! Also verbrachte er das folgende Jahr damit, zu untersuchen, was diese andere Person ihm gesagt hatte und befand es letztendlich für unwahr. Doch hätte er einfach Gott gekannt, hätte er es nicht als notwendig betrachtet, die ganze Sache zu studieren und gründlich darüber nachzudenken. Die ältere Schwester hatte recht, die Erkenntnis Gottes hing nicht von der Beantwortung dieser Fragen ab. Wenn du weißt, WER, verlieren das Was und das Warum an Bedeutung.
Niemand beschreibt das besser als Paulus, der Apostel. Was war sein Zeugnis, als seine letzten Stunden nahten? Er sagte nicht, „ich weiß, was ich glaube.“ Als ein Mann mit außergewöhnlichem Intellekt und großer Bildung hatte er mehr über Judaismus und Christentum vergessen, als die meisten Menschen je wissen werden.
Er sagte nicht, „ich weiß, warum ich glaube.“ Natürlich wusste er, warum er glaubte. Er musste es nicht erwähnen. Die Jahre der Verfolgung und des Gefängnisses hatten ihn besser, nicht bitter gemacht. Zum ersten Mal in seinem Leben wusste er, was echte Freude ist. Doch selbst das Was und das Warum zu kennen, hätte nicht ausgereicht, um ihn durch so viel Leiden hindurchzutragen.
Was war sein Geheimnis? „Ich weiß, WEM ich geglaubt habe, und ich bin zuversichtlich, dass er fähig ist, zu erhalten, was ich ihm übergeben habe.“
Du kannst mit dem WAS beginnen, es mit dem WARUM durchsehen, doch letztendlich führt es zum WER.
Wer sonst? Christus ist alles in allem. Alles führt zu Ihm. Alle Fragen, alle Antworten. Alles ist auf ihn zurückzuführen, denn ER ist die Summe aller geistlichen Dinge. Wenn wir auf ihn reduziert werden, dann werden wir zufrieden gestellt sein. Lasst uns unser Leben verlieren, damit wir unser LEBEN gewinnen und wissen mögen, wem wir geglaubt haben. Amen.
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Originaltitel: I Know Whom I Have Believed
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Wieder ein von GOTT inspirierter Artikel – genial entlarfend –
herzl. Dank an Bruder Chip Brogden, sowie Julia Berndt fürs
Bereitstellen !!!
für diese wahre Speise – bin sehr beschenkt !
Liebe Geschwister, GOTTES reichen SEGEN für EUCH
und jeden, der diesen Artikel liest !
Ja, die Artikel sind sehr aufbauend. Ich bin froh, dass ich sie damals vor mehreren Jahren auf meinem PC gespeichert habe. Denn die Seite „soulfood4u“ gibt es leider nicht mehr.
Hier jetzt also einige der Artikel davon:
https://prophetenschule.org/andere-autoren
LG