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Die Geschichte vom Tonkrug
oder:
Mein Töpfer
Ich bin ein Gefäß. Ein getöpferter Krug. Kunstvoll geformt von meinem geliebten Töpfer. Ein wahrer Meister ist Er, ein einmaliger Künstler! In Seiner Hand war ich. Zuerst ein Klumpen Ton, dann formte mich mein Meister mit Liebe und Kreativität. So wurde ich dieses Gefäß. Er betrachtete es und war zufrieden. Er sprach „Sehr gut“ über mich aus. „Ein Kunstwerk, einzigartig in seiner Art.“ Und ich freute mich.
Mein Töpfer nahm mich in Seine großen Hände. Sie waren stark und kräftig, aber trotzdem sanft zu mir. Behutsam fasste Er mich an. Seine Wärme gab mir Frieden. Ich war durch und durch glücklich, Sein Werkzeug zu sein! Nur ein Blick aus Seinen ruhigen, freundlichen Augen. Und Er lächelte. Jedesmal wenn Er mich ansah, lächelte Er. Wie gut mir Sein Blick tat! Wäre ich nicht im Ofen fest gebrannt worden, wäre ich jetzt dahingeschmolzen. Nichts geht über die Nähe meines Töpfers.
Und nun erzähle ich Dir aus meinem Tonkrugleben. Als junger Tonkrug war ich naiv und wollte große Dinge tun. Ich dachte, mein Meister könnte mich immer gebrauchen…
Eines Tages, als Er in die Küche kam, stand ich auf Seinem Regal. Mein Töpfer wollte etwas trinken und suchte ein Gefäß. Ich bekam das mit und rief: „Heeey, Meister! Hier bin ich!“ Er sah aber gar nicht zu mir. Ich rief nochmal: „Meister! Hier bin ich, Dein Tonkrug! Benutz‘ mich doch!“ Mein Töpfer streckte Seine Hand aus und ich freute mich schon, aber Seine Hand fasste an mir vorbei und nahm den zerkratzten Plastikbecher neben mir. Das konnte doch nicht wahr sein! Ich dachte, mir bricht das Herz (wenn Tonkrüge eines hätten). Voller Eifersucht und tiefer Enttäuschung hopste ich hin und her. Vielleicht hat der Meister sich vertan. Vielleicht hatte Er Seine Brille nicht auf oder so.
Vor lauter Gehopse übersah ich den Rand des Regals… Es war schon zu spät, ich fiel in die Tiefe. Und während ich den Küchenboden immer näher kommen sah, rief ich laut: „Meister, vergib mir! Ich war so naiv!“ Und kurz bevor ich aufprallte: „Töpfer, rette mich!“ Dann ließ es einen Schlag. Ich spürte einen kurzen, aber entsetzlich tiefen Schmerz, als ich in tausend Stücke zersprang.
Als ich meine Augen wieder öffnete, befand ich mich in einem unbekannten Raum. Es war dunkel und kalt. Noch nie hatte ich solch eine Leere und Einsamkeit gefühlt. Die Nacht kam mir endlos lange vor und Gedanken plagten mich. Schuldgefühle und Fragen über Fragen: „Kann mich mein Töpfer nicht gebrauchen?“, „Liebt Er mich nicht mehr?“, „Warum ich?“, „Warum dieses Leid?“
Da bemerkte ich, dass es Tag geworden war. Ich atmete auf, als die Tür in diesem dunklen Raum geöffnet wurde und Licht hereinfiel. Da! Mein Meister war gekommen! „Meister!…“, rief ich, doch meine Stimme wurde leiser, denn ich erwartete, dass Er jetzt mit mir schimpfen würde. Ich duckte mich ängstlich und als ich meinen Hals neigte, schrie ich auf. Mein Tonkörper hatte unzählige Risse! Mein Töpfer hatte mühsam und mit Geduld alle Tonstücke zusammengeklebt.
Jetzt weinte ich. „Töpfer…“, schluchzte ich und sah Ihn immer noch nicht an. „Töpfer… ich bin es nicht wert, Dein Tonkrug zu sein. Bitte benutze den Plastikbecher, anstatt mich. Vielleicht erlaubst Du es mir, im Regal zu stehen – aber ich bin zu nichts mehr nütze!“ Tränen rannten über meinen Hals und sickerten in die kleinen Risse.
„Mein geliebtes Kunstwerk!“, flüsterte da mein Schöpfer… Ich zuckte zusammen. Seine sanfte Stimme jagte mir angenehme Schauer über den Rücken. Und als ich aufsah, sah ich direkt in Seine Augen. In diese Augen, die nur Er hat… Sein einzigartiger Blick, der mich bis in den hohlen Tonkörper traf. Mein Töpfer lächelte. Er lächelte und sprach weiter: „Geliebter Tonkrug, Du weißt, dass ich Dich gebrauche! Verstehe bitte, dass ‚Brauchen‘ und ‚Gebrauchen‘ ein Unterschied ist.“ Ich verstand nicht und sah Ihn fragend an. „Ich will Dich gebrauchen. Ja, und ich liebe Dich! Ich gebrauche Dich als mein Werkzeug, aber nicht immer bist Du das passende.“, erklärte Er. „Das heißt, Du kannst mich doch nicht brauchen!“, schluchzte ich. Aber mein Töpfer antwortete liebevoll: „Lass es mich erklären, mein Kleiner… Ich griff nach de Plastikbecher. Du wusstest nicht, wofür ich ihn gebrauchen würde. Du wolltest viel lieber das Werkzeug sein! Aber nur weil ich Dich nicht immer gebrauche, hast das nicht, dass ich Dich nicht brauchen würde. Weißt Du, Orangensaft schmeckt nicht so gut in Dir. Aber Getreide wird in Dir aufbewahrt und andere Dinge. Dafür bist Du sehr praktisch. Hör zu: Ich gebrauche jedes meiner Werkzeuge, aber den Zeitpunkt und Gebrauch des Werkzeuges lege ich fest!“
Da begriff ich. Mein Töpfer nahm mich behutsam und steckte mich in Seine Tasche. Wie gut mir die Nähe von meinem Meister tat… „Wohin gehen wir?“, fragte ich. Im Innern der Tasche hörte ich Seine gleichmäßigen Schritte. Bald darauf vernahm ich das Geräusch einer Tür, die mit einem leichten Quietschen geöffnet wurde. Nun durfte ich die Überraschung sehen. Meine Augen wurden größer und größer, als ich den Raum vor uns sah: Unzählige Regale. Unzählige Gefäße, Schalen und Krüge in unzähligen Formen, Farben und Größen standen darauf. „Meine geliebten Kunstwerke!“, rief mein Töpfer herzlich und alle Seine Werkzeuge jubelten vor Freude. „Du bist eines von ihnen.“, flüsterte der Meister an mich gewandt. „Und jeden einzelnen von euch liebe ich, als ob er mein einzigstes Kunstwerk wäre!“ Ich schwieg und verstand.
Mein Blick wanderte von einem Regal zum anderen. Ja, jedes Gefäß war anders. Originale. Da fiel mir auf, dass einige der Gefäße auch Risse hatten. Bei manchen Krügen fehlte sogar der Henkel. Aber trotz dieser Makel waren alle mit einer leuchtend roten Farbe bedeckt.
„Viele dieser Lieben gingen durch Schmerzen und Leid. Manche, weil sie eigene Wege gingen, andere damit sie stärker würden. Denn nicht die Risse zählen, nicht das Äußere, sondern allein, dass Du mir vertraust. Auch Du, mein kleiner Tonkrug, hast auf mich vertraut!“ Und mit diesen Worten nahm Er einen mit Blut getränkten Pinsel. Das war also die rote Farbe! „Du gestattest?“, lächelte Er. Die Borsten des Pinsels berührten mich und bald bedeckte mich das Blut. Es rannte über meinen ganzen Körper, selbst in mein Inneres. Reines Blut.
Als mein Meister mit dem Bemalen fertig war, nahm Er ein kleines Fläschchen. Es war gefüllt mit kostbarem Öl. Mit feierlicher Stimme rief mein Töpfer: „Du gehörst mir, bist mein Eigentum! Ich verspreche Dir, dass Du auf ewig mein Tonkrug bist und niemand soll Dir schaden.“ Er öffnete das Fläschchen und begann, das Öl in mich hineinzugießen. Noch nie zuvor wurde ich mit so etwas Kostbarem gefüllt. Unbeschreibliches Glück erfüllte mich. Mein leerer Körper wurde voller und voller und ich selbst immer unbedeutender. Ich empfand tiefe Dankbarkeit und Freude.
Das Öl füllte mich ungefähr bis zur Hälfte, als ich rief: „Mein Töpfer! Ich bin es nicht wert, dass Du mich mit Öl füllst! Das Öl ist unbezahlbar und ich bin nur aus Ton. Ich bin unwürdig… aus Ton…“. Aber mein Töpfer hörte nicht auf. Er goss weiter das wohlriechende Öl in mich hinein. Es füllte mich schon bis an den Rand und ich jubelte vor Freude.
„Meister, wenn Du nicht aufhörst, werde ich zerbersten! Meister! Dann wirst Du mich wieder flicken müssen…“. Mein Meister lachte. Sein herzliches, liebevolles Lachen steckte mich an und ich lachte laut.
„Das Alte ist vorbei, ich mache alles neu…“, flüsterte Er. Das Öl füllte mich nun ganz aus und der Rand floss über. Ich sah meinen Töpfer an und lachte und weinte gleichzeitig vor Dankbarkeit… „Danke, Töpfer“, war das einzige, was ich sagen konnte.
Amen.
Zur Geschichte:
Diesen Text schrieb ich am 11. März 2009. Als ich die ersten Sätze aufschrieb, wusste ich nicht, über was ich schreiben würde. Ich schrieb und schrieb… und daraus entstand diese Kurzgeschichte.
Eindruck vom 10. April 2011:
Beim Beten hatte ich den Eindruck, dass der Vater (Gott) mir eine Tür zeigte. Ich ging hinein und stand in einem Raum. Dort waren Regale, auf denen Gefäße standen. Die Gefäße schienen durchsichtig gewesen zu sein (aber evtl. nur, damit ich den Inhalt sehe)und sie waren gefüllt mit Öl. Außerhalb des Raumes standen auch Gefäße, aber sie waren dunkel (schwarz) – beschmutzt. Ich überlegte, ob die dunklen Gefäße (die für Menschen stehen) gerettet wären. – Ja, aber sie leben aus eigener Kraft, aus ihrer Seele und nicht aus dem Geist. Sie sind nicht mit dem Öl (Kraft des Heiligen Geistes) gefüllt.
Dazu fiel mir das Gleichnis mit den 10 Jungfrauen aus Matthäus 25 ein. Du kannst es hier lesen.
Ich möchte Dich ermutigen: Lass Dich mit Seinem Öl füllen… Es ist nicht so, dass wir einmal gefüllt werden und das dann unser Leben lang reichen würde. Ja, wir bekommen den Heiligen Geist, wenn wir JESUS unser Leben übergeben und Er bleibt in uns – aber das heißt nicht, dass wir deshalb im Geist leben. Wir brauchen auch Seine KRAFT! Zu viele Christen leben aus ihrer eigenen Kraft und lassen sich nicht täglich von Ihm füllen. Wir stehen täglich vor der Entscheidung, ob wir mehr auf unsere Seele hören oder dem Heiligen Geist die Kontrolle geben. Mir passiert das auch. Doch bei IHM ist Vergebung und wenn wir fallen (wie in der Geschichte), dann hilft Er uns wieder auf, wenn wir zu Ihm rufen.
Gib nicht auf. Lass Dein Leben mit Seiner Kraft füllen!
Und schau Dir doch auch mal die Kategorie „Gebet für Geistestaufe“ an.
Durch Zufall entdeckt und direkt gemocht. Einfach gut.
Vielen Dank! Diese Geschichte ist sehr eindrücklich; ich werde sie speichern und bei passenden Gelegenheiten auch weitergeben (falls ich damit kein Copyright verletze).
Herzliche Segenswünsche und Grüße. Hannelore.
Hallo Hannelore,
Du kannst die Geschichte gerne verwenden. Vorlesen ist kein Problem. Wenn Du sie veröffentlichst, verwende bitte den Link zu der Internetseite: http://www.prophetenschule.org
Liebe Grüße,
Julia
Danke Julia diese Version ist wunderbar…hat mich sehr ermutigt ,sei gesehnet <3
Danke Julia für diese wunderbare Version des Töpfers sie hat mich sehr berührt,Du bist so ein mächtiger Segen
Liebe grüße Ilona