Den lebendigen Christus berühren
von Chip Brogden
„Die Menschenmenge versuchte, Jesus zu berühren; denn von ihm ging eine Kraft aus, die sie alle heilte.“ Lukas 6:19
„Meine Kinder, lasst euch durch nichts von Christus trennen.“ 1. Joh. 2:28 a
Wie berühren wir den lebendigen Christus? Die Antwort auf diese Frage hängt ganz von unserer Beziehung zu Jesus ab. Wenn wir Teil der Menschenmenge sind, müssen wir versuchen, Ihn zu berühren; sind wir jedoch eines Seiner Kinder, dürfen wir einfach in Ihm bleiben.
Der Unterschied, liebe Freunde, liegt im Gegensatz von reiner Religion zu einer echten Beziehung. Die Menschenmengen haben keine Beziehung zu Jesus und müssen deshalb dorthin gehen, wo Er ist und sich bis in Seine Gegenwart vorarbeiten in der Hoffnung, Ihn zu berühren.
Viele Gottesdienste funktionieren so. Wir gehen hier und dort hin in der Hoffnung, etwas von der Kraft oder Gegenwart Gottes zu berühren. Oftmals berühren oder empfangen wir tatsächlich etwas vom Herrn – nicht aufgrund der Veranstaltung, sondern trotz der Veranstaltung. Dennoch hält diese Berührung nicht lange an. Es ist eine Berührung, nicht der lebendige Christus selbst. Bald fangen wir wieder an, den Veranstaltungskalender nach dem nächsten Treffen, der nächsten Versammlung oder Konferenz zu durchsuchen, damit wir erneut eine Berührung empfangen können. So sieht es aus, wenn etwas fehlt in unserem Leben.
Ich bin in vielen Versammlungen gewesen, in denen Lobpreisleiter jede Menge Zeit und Energie darauf verwendet haben, die Leute dazu zu bringen, in den Lobpreis „hineinzukommen“ oder in die Gegenwart Gottes „zu treten“. Auch ich habe früher Lobpreis in dieser Weise geleitet, und das kann sehr frustrierend sein: Vielleicht kommen sie hinein – vielleicht aber auch nicht. So oder so, dieser Kampf „hineinzukommen“ oder „einzutreten“ beweist nur eines: Weder die Lobpreisleiter noch die Anbeter sind in Christus.
In Ihm zu sein heißt, in Ihm zu bleiben. Wenn wir in Ihm bleiben, müssen wir nicht immer und immer wieder zu Ihm eintreten. Das wäre als versuchte man einen Raum zu betreten, in dem man bereits sitzt. Sobald wir in dem Raum sind und dort sitzen, müssen wir nicht mehr den Versuch unternehmen, hineinzugelangen.
„Wer überwindet, den will ich zu einem Pfeiler im Tempel meines Gottes machen, und er wird nicht mehr hinausgehen;“ Offenb. 3:12 a
Überwinder gehen nicht zur Kirche, um zu Gott hinein zu gelangen; sie benötigen keine Lobpreisleiter, um sie in Stimmung zu bringen; sie laufen den Menschenmengen nicht hinterher, um eine Berührung von Jesus zu empfangen. Überwinder sind Pfeiler in der Gemeinde, die Jesus baut. Sie sind feste Ausstattung im Tempel und gehen nicht ein und aus. Sie bleiben ganz einfach in Ihm.
Ich hatte letzte Woche das Vorrecht mit zweien solcher Pfeiler zu Mittag zu essen. Der jüngere Bruder war Australier, der ältere kam aus England. Wenn ich sage „älterer Bruder“, meine ich, dass dieser Herr vierundneunzig Jahre alt war. Bevor wir mit dem Mahl begannen, baten wir den englischen Bruder das Gebet zu sprechen. Dort, mitten im Restaurant, rief er aus: „Himmlischer Vater!“. Er sagte es so langsam, überlegt und laut, dass ich dachte, das folgende Gebet würde mindestens dreißig Minuten in Anspruch nehmen. Doch er machte nur eine Pause und sagte dann leise: „Ich danke Dir.“ Dann begannen wir mit unserer Mahlzeit.
Dazu möchte ich sagen, dieser Bruder benötigte keine Zeit, um einzutreten, weil er bereits dort war. Mit zwei, drei Worten brachte er uns vor den Thron Gottes und die direkte Gegenwart Jesu manifestierte sich unmittelbar. Das bedeutet den lebendigen Christus zu berühren – unmittelbar, mühelos.
Wie bleiben wir in Christus? „Wie ihr nun Christus Jesus, den Herrn, angenommen habt, so wandelt in Ihm“ Kolosser 2:6. Jesus Christus, den Herrn, anzunehmen ist das Tor, in Ihm zu gehen ist der Pfad. Ersteres geschieht in einem Moment, wohingegen Letzteres ein täglicher Prozess ist. Wie haben wir Jesus Christus, den Herrn, angenommen? Wir sind mit all unseren Sünden, Schwächen und Bedürfnissen zu ihm gekommen und haben uns auf Ihn geworfen. Wir haben auf Sein Leben, Seine Liebe und Seine Gnade vertraut und darauf, dass Er uns in Seiner Barmherzigkeit rettet. Und das hat er getan.
Was ist der nächste Schritt? Dieser: In Ihm gehen, wie wir Ihn angenommen haben. „Wie ihr angenommen habt … wandelt.“ Wir wurden nicht aus Gnade errettet und dann einem christlichen Leben aus eigener Kraft überlassen. Stattdessen gehen wir in Ihm in gleicher Weise, wie wir Ihn empfangen haben – aus Gnade, durch Glauben, und das nicht aus uns selbst. Von Anfang bis Ende ist es Gottes Geschenk.
Ich brauche Ihn heute genauso sehr, wie ich es immer getan habe. Wie steht es mit dir? Getrennt von Ihm kann ich nichts tun. Ist das auch deine Erfahrung oder denkst du immer noch, dass es viele Dinge gibt, die du ohne Ihn tun kannst? Ich bedarf immer noch Seines Lebens, Seiner Liebe, Gnade und Barmherzigkeit, um leben zu können. Unterscheidest du dich darin von mir? Ich denke nicht. Wir alle nähern uns Ihm in gleicher Weise.
Dieses Verständnis wird uns auf natürliche Weise veranlassen, uns mit der Demut kleiner Kinder zu bescheiden – ich weiß es nicht, ich kann es nicht sagen, ich weiß nur, was Papa sagt und ich sehe nur, was Papa sieht, und das ist alles, was ich weiß.
Wie ich um diese Dinge weiß? Wenn ich bete, wenn ich die Heilige Schrift lese, wenn ich Zeit mit meinen Brüdern und Schwestern im Herrn verbringe, wenn ich ganz einfach mein Leben lebe, meine Augen offen und meinen Mund geschlossen halte, dann beginne ich Vertrautheit mit Gott zu erleben. Und dann fange ich an, den lebendigen Christus zu berühren – auch wenn ich weiß, dass diese Aktivitäten in sich selbst nicht Christus sind. Sie können mich zu Ihm führen und mir helfen, ihn Ihm zu bleiben, doch das Ziel ist nicht die Aktivität, sondern die Intimität.
Um den lebendigen Christus zu berühren, müssen wir zuerst glauben, dass Er tatsächlich der lebendige Christus ist. Er ist nicht tot. Er ist keine historische Figur aus einer Zeit vor zweitausend Jahren. Er ist keine mystische Gestalt, die irgendwo in den Tiefen des Universums weilt. Er ist kein theologisches System oder eine Lehrthese. Er ist nicht etwas, in das ich eintrete, wenn ich zu religiösen Veranstaltungen gehe und das ich wieder verlasse, wenn ich nach Hause zurückkehre. Er ist der Lebendige Herr, der jetzt in mir lebt, der jetzt durch mich lebt und der überall mit mir ist, wohin ich auch gehe.
Dies zu verstehen ist keine komplizierte Angelegenheit, doch unser Verstand neigt dazu, unserem Herzen in die Quere zu kommen. Die Ermahnung, bei jemandem zu bleiben, gilt doch kleinen Kindern, nicht Erwachsenen. Kleine Kinder! Es liegt eine Schlichtheit in Christus, die die Menge der Menschen nicht erfassen kann. Wir können diese Schlichtheit nicht mit unserem Verstand begreifen, sondern müssen unser Herz in sie hinein tauchen.
Ich bin euer Bruder,
Chip Brogden
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Originaltitel: Touching the Living Christ
©2006 Chip Brogden, All Rights Reserved.
Website: www.theschoolofchrist.org
Die Rechte an dieser Übersetzung liegen bei der Übersetzerin:
©2007 Gabriele Kohlmann, www.soulfood4u.de
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